Egon Schiele Weg
Der Themenweg führt zu allen Schiele-Attraktionen und wichtigen Schauplätzen seiner Kindheit. Dabei erfährt der/die Besucher:in spannende Geschichten über den Ausnahmekünstler. Die Aufbereitung mit historischen Bildern, Hörtexten und Videos macht den Schiele-Weg zum Erlebnis für die ganze Familie.
Start Themen-Rundweg: Hauptbahnhof Tulln, Bahnhofstraße 69, 3430 Tulln
Distanz: 3,6 km
Dauer: ca. 90 min.
Schwierigkeit: leicht - barrierefrei
Die Stationen
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Wogegen Egon rebellierte. Warum er am Bahnsteig pfauchte und pfiff. Weshalb seine Kinderzeichnungen in Flammen aufgingen. Und wie der elterliche Salon zur Bahntrasse wurde.Am 12. Juni 1890 wurde Egon Leo Adolf Schiele im Bahnhof von Tulln geboren, in der geräumigen Dienstwohnung seines Vaters. Adolf Schiele, der Bahnhofsvorsteher, imponierte in seiner Uniform, komplett mit Degen und Federhut. Marie, Egons Mutter, kam aus einer wohlhabenden Familie und leitete mit Unterstützung einer Haushälterin einen anspruchsvollen Haushalt, in dem sie ihre Kinder nach adligen Prinzipien erzog. Egon jedoch zeigte früh seinen eigenwilligen Charakter. Schon als Kleinkind begann er zu zeichnen, zu malen und zu pinseln, als wäre ihm dieses Talent angeboren.
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Wann Egon dem Tod begegnete. Weshalb er sich mit einem unsichtbaren Gast unterhielt. Wie wertvolle Eisenbahnaktien im Feuer landeten. Und warum die Familie Schiele den Tullner Bahnhof verlassen musste. -
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Wie Egon Schiele heimlich während des Unterrichts unter der Schulbank zeichnete. Wer seine künstlerische Begabung erkannte. Weshalb er durchfiel, ohne durchzufallen. Und warum er für die Kunstgewerbeschule zu talentiert war.Egon Schiele sollte nach dem Wunsch seines Vaters Ingenieur werden, doch sein Herz schlug für die Kunst. Mit einer tiefen Leidenschaft für das Zeichnen und Malen ausgestattet, nutzte Egon jede Gelegenheit, auch während des Schulunterrichts unter der Schulbank seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Dies führte zwar zu Beschwerden seitens der Lehrer, doch seine Eltern bemühten sich stets, die Wogen zu glätten. Sein erstes Jahr am Gymnasium in Krems verlief nicht nach Plan, und dank der gesellschaftlichen Stellung seines Vaters als Bahnhofsvorsteher in Tulln konnte Egon auf eine andere Schule in Klosterneuburg wechseln. Auch dort waren seine akademischen Leistungen weiterhin ausbaufähig, doch glücklicherweise erkannten zwei Lehrer sein außergewöhnliches Talent und förderten es nach Kräften. In dieser unterstützenden Umgebung begann Egons künstlerische Begabung zu blühen.
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Was das Stadtbild von Tulln prägte. Warum zwölf Bischöfe im Volksmund zu Aposteln wurden. Was den Pfarrer empörte. Und wie sich Egon nach der Schule die Zeit vertrieb.Fast fünfzig Meter sind sie hoch, die beiden mächtigen Türme der Stadtpfarrkirche in Tulln. In Egons Kindheit prägen sie das Bild der Stadt. Die Tullner:innen müssen den Kopf weit in den Nacken legen, wenn sie beim sonntäglichen Kirchenbesuch zu den Turmspitzen hochschauen wollen. Doch meist bleibt ihr Blick ohnehin an den Pfeilern des Westportals hängen. Um 1200 wurden sie eingesetzt und mit den steinernen Büsten von zwölf Passauer Bischöfen geschmückt. Strenge Herren, die den Anspruch des Bischofs Wolfger von Erla auf sein Eigentum sichern sollten. Die Tullner:innen wollen hingegen lieber die Begleiter Jesu darin sehen. Und nennen das imposante Westportal ihr „Aposteltor“.
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Warum die Tullner:innen Gebeine exhumierten. Was Egon im Karner sah. Wie Tod und Vergänglichkeit auf die Leinwand kamen. Und welche Rolle das Sterben in Egons Leben spielte.Nicht viele Orte in Europa sind für ihre Beinhäuser berühmt. Der spätromanische Tullner Karner, im 13. Jahrhundert im Auftrag des letzten Babenbergers Herzog Friedrich II. errichtet, gilt als einer der schönsten und bedeutendsten seiner Art. Auf einem elfeckigen Grundriss ragt der zweistöckige Turm mit dem markanten Pyramidendach in den Himmel. Doch im Inneren ist er rund. Und im Obergeschoss, der ehemaligen Friedhofskapelle, mit zahlreichen Bildern verziert. Das Jüngste Gericht ist hier zu sehen, die Anbetung Christi durch die Heiligen Drei Könige und Jungfrauen, die vom Teufel in die Hölle geführt werden. Aber auch Drachen, Dämonen und Fabelwesen. Eine unheimliche Welt, die Egon in ihren Bann zieht.
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Wo man zur Jahrhundertwende flanierte. Wohin Egons Vater seine Familie kutschierte. Weshalb die Tullner:innen heimlich tuschelten. Und warum der Bahnhofsvorstand zu den Honoratioren der Stadt zählte.Jahrhundertwende in Tulln. Die ehemalige Babenbergerresidenz erlebt einen neuen Aufschwung. Noch prägen Ochsen- und Pferdefuhrwerke das Stadtbild. Doch die Franz-Josefs-Bahn macht hier schon lange Station. Und jetzt wird auch eine eiserne Brücke über die Donau gebaut. Die 4.000 Bürger:innen der Bezirkshauptstadt geben sich weltmännisch. Im Sonntagsstaat flanieren sie über die Wiener Straße zum Hauptplatz, wo schon im Mittelalter fleißig gehandelt wurde. Man bewundert das Sortiment in den Auslagen der gutbürgerlichen Geschäfte, probiert die neueste Mode aus der Hauptstadt Wien. Und gönnt sich zum Abschluss einen Kaffee und ein Stück Torte in einer der kleinen Konditoreien.
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Wohin die Tullner:innen zum Einkaufen gingen. Was die Mägde zum Markt trugen. Wo Gotik und Barock aufeinandertrafen. Und woran die Dreifaltigkeitssäule auf dem Hauptplatz erinnern soll.1317. Der hundertjährige Krieg zwischen Frankreich und England wird erst in zwanzig Jahren beginnen. Es ist die Zeit des aufsteigenden Bürgertums. Und die Zeit der Händler:innen. Tulln ist schon damals ein zentraler Wirtschaftsknotenpunkt. Die mittelalterliche Innenstadt ein großer Markplatz mit Brunnen, Kanalisation und gepflasterten Wegen. Zwei Wochen dauert der erste große Jahrmarkt im 14. Jahrhundert, und fahrende Händler:innen kommen dafür von weit her angereist. Zuerst wird getauscht, gefeilscht und hausiert. Dann wird geschwatzt und gefeiert. Nirgendwo sonst erfährt man so viel darüber, was in der Welt passiert. Nirgendwo sonst werden unter der Hand so viele Gerüchte verbreitet und Klatschgeschichten erzählt.
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Wer den König von Böhmen erzürnte. Warum ein verschwiegener Beichtvater den Märtyrertod starb. Welche Geheimnisse das Seelenloch barg. Und was Egon mit Český Krumlov verband.Jede Stadt, die nahe am Wasser liegt, braucht einen speziellen „Wasserheiligen“. Im Fall von Tulln ist das der Heilige Johannes Nepomuk, um 1390 Generalvikar des Erzbischofs von Prag und Beichtvater der böhmischen Königin. Ihm ist die spätbarocke Minoritenkirche gewidmet. Schmucklos von außen, wie es einer Bettelordenskirche geziemt. Prachtvoll im Inneren: ein goldverziertes Presbyterium mit Hochaltar. Eine üppig geschmückte Kanzel mit prunkvollen Schnitzarbeiten. Mannshohe Statuen in Nischen und Seitenaltären. Und über allem farbige Deckenfresken, so anschaulich gemalt, als wären die Figuren lebendig. Nicht nur die Kinder staunen, auch die Erwachsenen lassen sich gerne von den dramatischen Szenen in der Kirchenkuppel ablenken, wenn das lateinische Hochamt zu lange dauert.
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Wie war Egon Schiele privat? Einzigartige Tonmitschnitte aus Interviews mit seinen Schwestern zeigen ein privates Bild des Ausnahmekünstlers. Die Biografie Schieles wird durch die persönliche Sicht der Familienmitglieder lebendig.Der Ausstellungsbereich, der dem Leben des Künstlers gewidmet ist, gliedert sich in sechs Kojen, die jeweils einen der bedeutenden Schiele-Orte repräsentieren. Vor jedem dieser intimen Räume steht ein fest installiertes Tablet auf einem Ständer. In jedem Raum befindet sich ein sorgfältig ausgewähltes Objekt, das in Schieles Leben eine signifikante Rolle spielte. Obwohl es zunächst so aussieht, als wäre das Objekt hinter einer Glasscheibe platziert, entpuppt sich dies als optische Illusion. Besucher*innen können den Raum durch das Tablet betrachten, auf dem ein Film läuft. Dieser Film erweitert den physischen Raum und verwandelt ihn, indem er eine Brücke zwischen realer und digitaler Welt schlägt – eine faszinierende Erfahrung mit Elementen der erweiterten und virtuellen Realität. Lassen Sie sich von dieser innovativen Präsentation überraschen und tauchen Sie tief in die Welt Egon Schieles ein!
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Warum die Tullner:innen ihren Strom liebten und hassten. Wann Egon die Donau über ihre Ufer treten sah. Weshalb eine Wasserkapelle errichtet wurde. Und wo man den Toten aus dem Fluss gedachte.Woher das riesige Kruzifix wohl stammt? Am 21. Februar 1729, zwei Monate nach der Wintersonnwende, wird es in Tulln ans Ufer geschwemmt und aufgestellt. Ein mystisches „Mitbringsel“ der Donau, die sich mehrmals im Jahr vom ruhigen Strom in einen reißenden Fluss verwandelt. Zunächst verehren nur Fischer und Schiffer das einfache Holzkreuz. Dann lassen die Bürger:innen der Stadt eine Kapelle errichten. Sie grenzt an die Rückwand des ehemaligen „Strudelhofes“, dessen Grundmauern Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung sind. Zwei Sandsteinstatuen – der Heilige Johannes Nepomuk und der Heilige Karl Borromäus – flankieren das barocke Kruzifix. Später werden beide Skulpturen vor der Pfarrkirche Sankt Stephan aufgestellt.
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Warum sich die Römer:innen in Tulln ansiedelten. Wo die Handelsschiffe im Mittelalter vor Anker gingen. Was Egons Familie dem Kaiser verdankte. Und wie ein Flankenturm zum Salzlager wurde.Gerade einmal viertausend Einwohner:innen hat Tulln zu Egons Schulzeit. Keine große Stadt. Aber ein bedeutender Ort. Denn in den engen Gassen, entlang der alten Stadtmauer, lässt sich Geschichte mit den Händen fassen. Fast 2.000 Jahre steht er schon hier, der „Römerturm“, den die Tullner:innen ihren „Salzturm“ nennen. Errichtet von den Baumeister:innen des römischen Kastells Comagenis, von dessen Wehrgang man das ganze Tullnerfeld überwachen kann. Mehr als 1.000 Reiter:innen stehen hier im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt im Dienst. Sie kontrollieren eine militärisch bedeutsame Furt über die Donau. Schützen den norischen Limes, die Nordgrenze des Römischen Reiches, vor Barbareneinfällen. Und betreiben regen Handel mit den Bauern, die rund um das Kastell leben.
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Weshalb die Dominikanerinnen keine Geldsorgen hatten. Wo in Tulln der Irrsinn zu Hause war. Warum Egons Vater vom Dienst enthoben wurde. Und wie das Römermuseum ins alte Kloster kam.Wohin mit all den adeligen Mädchen, die nicht beizeiten unter die Haube kommen? Was tun mit den verwitweten Frauen aus dem gehobenen Bürgertum? Im kaiserlichen Frauenstift zu Tulln finden sie Aufnahme. Nicht zuletzt der Mitgift wegen, die jede der Stiftsdamen einzubringen hat. Und die sie von Gartenarbeit, Pflegedienst und Seelsorge befreit. Doch die Priorinnen des Dominikanerordens haben auch gute Beziehungen zum kaiserlichen Hof. 1443 erteilt ihnen der Habsburgerkönig Friedrich III. persönlich das Privileg, „jährlich zehn Fuder Wein nach Passau und zwei Pfund Salz mautfrei durch Österreich zu führen.“ Doch dann zerstört ein Brand das weitläufige Kloster und die stattliche Kirche. Beim Wiederaufbau verschulden sich die Ordensfrauen. Und müssen ihr Glaubens-Refugium am Ufer der Donau verlassen.
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Auf diesem Friedhof ruht die Familie des berühmten Künstlers Egon Schiele, der am 12. Juni 1890 in Tulln geboren wurde. Im Grab der Familie Schiele bestattet wurden Egons Eltern Adolf (1850-1905) und Marie (1862-1935) sowie seine ältere Schwester Elvira (1883-1893).