Zur Person Egon Schiele
Egon Leo Adolf Ludwig Schiele war ein österreichischer Maler des Expressionismus. Neben Gustav Klimt und Oskar Kokoschka zählt der in Tulln geborene Ausnahmekünstler zu den bedeutendsten bildenden Künstlern der Wiener Moderne.
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1890:
Am 12. Juni dieses Jahres kommt Egon Schiele als drittes Kind des Oberoffizials der k.u.k. Staatsbahn Adolf Eugen Schiele und Marie Schiele in der niederösterreichischen Kleinstadt Tulln zur Welt.Er wird auf den Namen Egon Leo Adolf getauft. Egon Schiele hatte bereits zwei ältere Schwestern, die 1883 geborene Elvira, die aber schon mit zehn Jahren stirbt, und die 1886 geborene Melanie. Als jüngstes Kind der Familie wird Gertrude 1894 geboren. In seiner frühen Schaffensphase diente sie ihm oft als Modell, nicht selten für Aktzeichnungen.
Während seiner Zeit in der Volksschule begann Egon Schiele bereits mit dem Zeichnen, wobei er sich vor allem auf Motive des Tullner Bahnhofs und die dort abgestellten oder rangierenden Züge konzentrierte.
1890 - 1905: Während Egon Schiele die Volksschule besucht, fertigt er bereits Zeichnungen an - hauptsächlich vom Tullner Bahnhof und den dort stehenden oder rangierenden Eisenbahnzügen.
Mit zehn Jahren besucht Schiele das Realgymnasium in Krems. Wegen schlechten Schulerfolges schickt ihn sein Vater im Herbst 1902 nach Klosterneuburg an das Landes-Real- und Obergymnasium. Schon bald äußerten die Lehrer in Klosterneuburg Beschwerden darüber, dass Egon den Unterricht durch sein ständiges Zeichnen störte. Obwohl seine schulischen Leistungen zu wünschen übrig ließen, erkannte sein Zeichenlehrer Ludwig Karl Strauch schnell Egons künstlerisches Talent und begann, es gezielt zu fördern.
1906:
Als sich der Gesundheitszustand seines Vaters verschlechterte und dieser nicht mehr in der Lage war, seinen Dienst fortzuführen, zog auch die Familie Schiele nach Klosterneuburg um.
Egons Onkel und Taufpate, der Ingenieur Leopold Czihaczek, der mit einer Schwester seines Vaters verheiratet war, wurde zu seinem Vormund ernannt. Sowohl sein Vater als auch Leopold Czihaczek hatten für Schiele ein Studium an der Technischen Hochschule vorgesehen.Der mangelhafte Lernerfolg veranlasst Schieles Mutter, sich an eine ihrer Schwestern zu wenden, deren Mann einen chemiegrafischen Betrieb besitzt. Egon soll dort als Zeichner unterkommen. In einem Brief vom 9. Juni 1906 erfährt Marie Schiele jedoch eine klare Absage. Ein Besuch an der Wiener Kunstgewerbeschule wird in Erwägung gezogen.
Die Zeichnungen, die Schiele an der Kunstgewerbeschule präsentierte, wurden so positiv bewertet, dass ihm empfohlen wurde, die Akademie der bildenden Künste zu besuchen. Als Schiele dort die Aufnahmeprüfung erfolgreich bestanden hat, schwinden auch die Bedenken des Vormundes und er telegrafiert am 13. Oktober 1906 erfreut an seine Gattin: “Egon glänzend durch.”
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1907:
Mit großem Enthusiasmus stürzt sich Schiele in seine neue Aufgabe. Bald aber trübt sich das Verhältnis zwischen ihm und seinen, noch immer dem “Ringstraßenstil” verhafteten Lehrer Griepenkerl.Bereits in diesem Jahr suchte Schiele den persönlichen Kontakt zu Gustav Klimt, der für seine großzügige und selbstlose Förderung junger Künstler, einschließlich Schiele, bekannt war.
Mit seiner jüngeren Schwester Gertrude reist er nach Triest; dort entstehen mehrere Studien nach dem Triester Hafenviertel. Diese Bilder zeigen, dass Schiele außerhalb der Akademie zum Maler reifte und den Einfluss der Sezessionskunst deutlich erkennen lassen.
1908:
Schiele konnte sich erstmals mit bekannten Klosterneuburger Maler:innen an einer Ausstellung beteiligen. Darunter war auch Max Kahrer, der zu einem väterlichen Freund für Schiel wurde. Er ermutigte ihn, intensiver mit Farben zu arbeiten und machte ihn vermutlich auch mit der Kunst der Sezession bekannt.1909:
Von Schiele werden bereits vier Werke in der “Internationalen Kunstschau 1909” gezeigt, deren Ausstellungskomitee Gustav Klimt als Präsident vorsteht. Auch den Architekten Josef Hoffmann lernt Schiele bei dieser Gelegenheit kennen und kommt dadurch wenig später mit der “Wiener Werkstätte” in Verbindung.Nach heftigen Kontroversen mit Prof. Griepenkerl verlässt Schiele im April mit gleichgesinnten unzufriedenen Studienkollegen die Akademie und gründet die “Neukunstgruppe”.
Dazu gehören unter anderem Anton Faistauer, Rudolf Kalvach, Franz Wiegele, Hans Ehrlich und auch der Komponist Löwenstein sowie der Theatermaler Erwin Dominik Osen (der vorübergehend einen nicht unbeträchtlichen Einfluss auf Schiele ausüben kann). Später treten noch Hans Böhler und Albert Paris von Gütersloh dieser Gruppe bei. Schiele ist ihr Präsident und Sekretär. Im Dezember präsentiert sich die “Neukunstgruppe” erstmals im Wiener Salon Pisko.
1910:
Im Herbst stellt Schiele abermals im Chorherrenstift Klosterneuburg aus. Der Eisenbahnbeamte Heinrich Benesch ist vom Bild einer Sonnenblume so begeistert, dass er beschließt, den Künstler persönlich aufzusuchen. Er wurde zum beharrlichsten Sammler von Schieles Zeichnungen und Aquarellen.In Krumau konzentrierte sich Schiele auf das Malen von Stadtansichten und Landschaften.
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1911:
Bis 1910 hatte Schiele bereits seine künstlerische Unabhängigkeit erreicht, allerdings stand die öffentliche Anerkennung noch aus. Im Jahr 1911 widmete Paris von Gütersloh ihm einen Essay, und Arthur Roessler veröffentlichte einen illustrierten Aufsatz über Schiele in der Monatsschrift „Bildende Künstler“. Zwischen April und Mai fand in Wien in der Galerie Miethke seine erste größere Gruppenausstellung statt.Egon Schiele übersiedelt nach Krumau, der Heimatstadt seiner Mutter. Kurz zuvor macht er Bekanntschaft mit dem Modell Wally Neuzil, die sein bevorzugtes Modell und seine Freundin wird. Er ging mit ihr eine nichteheliche Lebensgemeinschaft ein und zog mit ihr nach Krumau. Dort entfaltete sich eine künstlerisch fruchtbare Schaffensperiode.
Bald stößt Schieles Lebensweise auf Widerstand in der kleinstädtischen Gemeinschaft von Krumau, insbesondere seine Praxis, sehr junge Mädchen aus Krumau für Aktstudien zu engagieren, sowie sein unverheiratetes Zusammenleben mit Wally Neuzil. Aufgrund dieser Umstände sieht sich Schiele gezwungen, Krumau zu verlassen. Nach einem kurzen Aufenthalt bei seiner Mutter in Wien zieht er nach Neulengbach, nahe Wien, wo er erneut als Künstler auffällt.1912:
Am 13. April wurde Schiele in Neulengbach wegen des Verdachts der Entführung einer Minderjährigen und weiterer Vergehen in Untersuchungshaft genommen. 125 erotische Zeichnungen wurden beschlagnahmt. Am 30. April wird er ins Kreisgericht nach St. Pölten überstellt. Die Hauptbeschuldigung, eine Minderjährige verführt zu haben, erweist sich als haltlos. Weil Kinder aber gelegentlich in Schieles Atelier seine Aktstudien zu Gesicht bekommen, scheint damit dem Gericht der Tatbestand der “Verbreitung unsittlicher Zeichnungen” gegeben. Es verurteilt Schiele deswegen zu drei Tagen Arrest, die aber mit der vierundzwanzigtägigen Untersuchungshaft verbüßt sind.Das alles bedeutet für Schiele einen schweren Schock. Die Zeit von Neulengbach, eine seiner produktivsten Perioden, war auf diese Weise zu Ende gegangen.
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1913:
Schiele arbeitet bei der Berliner Zeitschrift “Die Aktion”. In dieser von Franz Pfemfert herausgegebenen “Wochenzeitschrift für Politik, Literatur und Kunst” werden seit 1913 sowohl Zeichnungen als auch Prosagedichte Schieles aufgenommen.1914:
In diesem Jahr kann sich Schiele erstmals auch außerhalb der österreichisch-ungarischen Monarchie und Deutschlands an Ausstellungen beteiligen: in Rom, in Brüssel und in Paris. Im Frühjahr lässt sich Schiele von Robert Philippi in die Kunst des Holzschneidens und Radierens einführen.Bis zum Sommer entstehen sechs Radierungen. Mit dem Fotografen Anton Josef Trčka versucht Schiele eine Reihe von höchst eigenwilligen Porträtaufnahmen.
Schiele bezieht im November sein neues Atelier in Wien. Im gegenüberliegenden Haus wohnt zu dieser Zeit der Schlossermeister Johann Harms mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern Adele und Edith.
Im Jänner unternahm Schiele vermutlich erste Annäherungsversuche, doch erst gegen Jahresende lernte er die Schwestern kennen.
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1915:
Vier Tage bevor Egon Schiele am 21. Juni als Soldat nach Prag einberufen wurde, heiratete er Edith Harms. Vor der Hochzeit bestand Edith darauf, dass er die Beziehung zu Wally beendet, was Schiele auch tat. Kurz nach der Heirat folgte sie ihm nach Prag. Einen Monat später wurde Schiele nach Wien versetzt, wo er seinen Militärdienst sowohl in der Stadt als auch in der umliegenden Region ableisten konnte.1916:
Im Mai wird Egon Schiele als Schreiber in das Lager für kriegsgefangene russische Offiziere nach Mühling bei Wieselburg versetzt. In dieser Phase war seine künstlerische Produktivität zwar eingeschränkt, dennoch entstand in dieser Zeit das bedeutende Werk „Die zerfallende Mühle“. Schiele fühlte sich verloren und abgeschnitten und bemühte sich unablässig um eine Versetzung an das Heeresmuseum in Wien.1917:
Schiele wird endlich nach Wien an die “k.k. Konsumanstalt für Gagisten im Felde” als Kanzlist kommandiert und wird gemeinsam mit Gütersloh beauftragt, die “Kriegsausstellung 1917” im Prater zu organisieren.1918:
Ende April gelingt ihm die Kommandierung an das Heeresmuseum, das zu dieser Zeit einen Zufluchtsort für Künstler:innen, Schriftsteller:innen und Journalisten:innen, usw. darstellte.Am 6. Februar verstarb Gustav Klimt. Bereits am folgenden Tag zeichnete Schiele den verstorbenen Klimt im Allgemeinen Krankenhaus dreimal. Mit Klimts Tod wurde Schiele unerwartet zum führenden Künstler Wiens.
1918:
Im März überließ die Wiener Sezession Schiele und seiner Gruppe ihr Gebäude, wobei Schiele selbst den Hauptsaal nutzen konnte. Er präsentierte dort 19 große Gemälde und 29 teilweise aquarellierte Zeichnungen. Diese Ausstellung markierte sowohl künstlerisch als auch materiell den ersten bedeutenden Erfolg für ihn.Während des Jahres 1918 grassiert in Europa und Teilen Afrikas die "Spanische Grippe", die häufig mit schwerer Lungenentzündung einherging. Egon Schiele versucht, seine schwangere Frau Edith so gut es geht vor einer Ansteckung zu schützen, aber dies gelingt ihm nicht.
Im Jahr 1918 wütete die "Spanische Grippe" in Europa und Teilen Afrikas, die oft zu schwerer Lungenentzündung führte. Egon Schiele bemühte sich nach Kräften, seine schwangere Frau Edith vor einer Ansteckung zu schützen, doch leider ohne Erfolg. Sie verstarb am 28. Oktober. Zu dieser Zeit war Schiele bereits selbst erkrankt und wurde zur Pflege zu seiner Schwiegermutter in deren Wohnung in Wien Hietzing gebracht. Trotz der Bemühungen um seine Genesung verstarb auch er in den frühen Morgenstunden des 31. Oktobers an den Folgen der Krankheit. Er hinterließ keinen Erben.
Weitere Informationen über Egon Schieles Leben finden Sie auf erleben.tulln.at.